Arbeitsweise der Intermittierenden pneumatischen Kompressionstherapie in traditioneller Arbeitsweise (IPK itA)

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Das seit Jahrzehnten bekannte Verfahren ist technisch alles andere als kompliziert, leicht zu bedienen und kostengünstig. Im Bereich des Sports erfreut es sich zunehmender Beliebtheit, Athletinnen und Athleten profitieren in der Behandlung von posttraumatischen Zuständen und nutzen es nach Training und Wettkämpfen in der Rehabilitationsphase. Auf dieser Seite werden im ersten Teil die Funktionsweise und die Schwächen des Verfahrens erörtert, welche über einen verblüffend einfachen Weg der Unterpolsterung wie im zweiten Teil dargestellt, überwunden werden können.

Arbeitsweise: Bei der IPK füllt ein steuerbarer Kompressor dazugehörige Manschetten, bestehend aus mehreren hintereinander angegliederten Kammern vom Fuß bzw. der Hand wärts beginnend, Zelle für Zelle in Richtung Körperstamm mit Luft. Der individuell einstellbare Druck schwächt sich von Kammer zu Kammer in Richtung Rumpf kontinuierlich ab. Ist auch die letzte Zelle mit Luft gefüllt, entlüften sich die Manschetten, und der Vorgang beginnt nach einem zuvor eingestellten Zeitintervall wieder von vorn. Bei der IPK in traditioneller Arbeitsweise wirkt eine glatte, feste Kunststoffhülle auf den Hautmantel. Wirkung: Die dicht unter dem Hautmantel krankhaft angestaute Ödemflüssigkeit ist in sich nicht komprimierbar, da die Drücke zum Körperstamm hin aber kontinuierlich abnehmen kommt es zur Verdrängung dieser aus den Extremitäten in Richtung Körperstamm. Dies geschieht durch Räume dicht unter dem Hautmantel, die sehr enge, nur wenige Nanometer messende Gewebespalten aufweisen, durch die dann gegen diesen Widerstand langsam eine Drainage abläuft.

Schwachstellen der IPK in traditioneller Arbeitsweise: Klinische Studien, die eine positive Wirkung der IPK itA im Hinblick auf verfestigtes Gewebe feststellen, sind nicht bekannt. Mit glatten, im gefüllten Zustand festen Manschetten aus Kunststoff erreicht man keine Gewebemobilisation. Zur Wirkweise der IPK itA liegen Veröffentlichungen vor, in denen gezeigt wird, dass Wasser, aber kein Eiweiß, in den Gewebsspalten nach zentral hin verschoben wird [1]. Untersuchungen zeigen zudem, dass unter der Anwendung Lymphgefäße, deren Hauptaufgabe darin besteht, Protein abzutrainieren, zu keiner Mehrtätigkeit angeregt werden. Nach Traumen bzw. Operationen erworbene Schwellungen, die in aller Regel mit Blutergüssen einhergehen, gelten allerdings als grundsätzlich sehr eiweißreich.

Weiterhin, basierend auf im Jahr 2013 veröffentlichten Daten von Zaleska M, Olszewski WL et al. sind Bereiche bekannt, die von der IPK itA nur unzureichend erfasst werden. Hierbei handelt es sich um die Knie- und Leistenregion. Festgestellt wurde, dass sich in diesen Bereichen selbst bei maximalem Druck von 120 mmHg wiederum die Drücke in den flüssigkeitsführenden Räumen innerhalb des Epifaszialen Gewebezylinders nicht über 20 mmHg steigern ließen [2]. Das ist insofern nicht verwunderlich, als dass, wenn sich die gefüllte IPK-Manschette über den Extremitäten spannt, zwangsläufig an genannten Stellen Lücken entstehen müssen, da die Hülle sich in diesem Stadium als lineare und feste Fläche über diesen Höhlungen zeigt. Ebenfalls besteht ein Unvermögen der IPK itA, eine effektive Wirkung im Bereich der Rumpf- und Genitalregion herbeizuführen. Gemäß der Lehrmeinung (Laplace) lassen sich flächige Strukturen wie im Schritt und Schambein zu finden nicht komprimieren. Gemäß der IPK-Leitlinie wird eine Behandlung bei Ödemen, Genital- und im Rumpfbereich daher auch nicht empfohlen [2].

Die soeben benannten Schwachstellen lassen sich durch die Kombination der IPK mit definierten Polsterungen wie der von Martin Morand ab 2014 entwickelten IPK-Plus-Methode (IPK +) überwinden, eine klinische Studie aus der Dermatologischen Klinik der Universitätsmedizin Greifswald bestätigt dies. [3].

Intermittierende Pneumatische Kompressionstherapie in Kombination mit definierten Multifunktionspolsterungen (IPK+)

Bei dieser Form der Anwendung werden lediglich dickwandige, mindestens 7 cm starke Polsterungen integriert, die aus einer Unzahl kleiner Schaumstoffwürfel bestehen. Der Unterschied wirkt auf den ersten Blick banal, ändert aber vieles, indem folgende Effekte erzielt werden:

  1. Im Gegensatz zu glatten festen Flächen einer IPK-Manschette sind es nun die Hautnahen Schichten der Rundum-Polsterungen, deren Schaumstoffwürfelchen sich sanft in den Hautmantel eingraben, über nachfolgende Schichten werden Scherkräfte induziert. Gewebe wird somit mobilisiert und gelockert, wodurch eine verbesserte Ausgangslage für den Abtransport der Ödemflüssigkeit geschaffen wird. Gleichzeitig bewirken die Scherkräfte, dass die Viskosität oder „Zähigkeit“ der eiweißreichen Flüssigkeit gesenkt wird. Verstärkt wird dieser Effekt zudem über die unter den Polsterungen zurückgehaltene Körperwärme, die auch zu einer Temperaturerhöhung in der Ödemflüssigkeit führt, was ebenso diese dünnflüssig werden lässt [4,5].
  2. Vergleicht man die Entstauungsresultate, welche man mittels IPK und IPK+ erzielt, ist der Flüssigkeitsverschub unter IPK+ Anwendung unlängst höher.
  3. Die oben bereits erläuterten Schwachstellen der IPK finden sich überall da, wo Hohlräume auftreten. Werden diese mit elastischem Material aufgefüllt, gelingt es auch dort, eine effektive Druckübertragung zu erreichen. Ebenso behilft man sich auch, indem man die nicht komprimierbaren Flächen im Schritt, über dem Schambein sowie dem Rumpf über das Aufbringen von Polstermaterial eine dimensionale Form verleiht, die zudem einen elastischen Charakter aufweist. Ansonsten ändert sich nichts, denn auch bei der IPK+ nutzt man letztendlich den unter dem Druckabfall stattfindenden Flüssigkeitsverdrängenden Effekt, der das Fluid zwingt, durch die Gewebespalten nach zentralwärts abzuströmen. Trifft dort das Ödem in Gebieten mit einem intakten Lymphgefäßsystem (LGS) ein, erhöht sich dort deren Aktivität (sogenannte Sicherheitsventilfunktion des LGS), womit dann auch über diese Gefäße abgeleitet wird. IPK+ unterstützt dabei insofern, als dass die Manschetten eine anzusteuernde Lymphknotengruppe miteinschließen oder diese bis möglichst nahe an eine solche heranreichen.
  4. Unabhängig, ob IPK oder IPK+ angewendet wird, gilt, dass bei sorgfältiger Indikationsstellung, Beachtung der Kontraindikationen sowie korrekter Anwendung eines Gerätes es sich bei der IPK um eine sichere Therapiemaßnahme handelt. Insbesondere bei Einsatz der gepolsterten IPK+-Variante wird eine solche Anwendung in fast jedem Fall als angenehm empfunden, und nicht selten vernimmt man wohligen Schnarchgeräusche anwendender Personen. IPK bzw. IPK+ ist sehr einfach zu bedienen, schnell erlernt kann das Verfahren von Betroffenen auch zur Eigenbehandlung genutzt werden, so kann eine jede gewünschte Dosierung angewendet werden. Die Methode ist zudem sehr kostengünstig.

    Literatur:
    [1] Schwahn-Schreiber C, Breu, FX, Rabe E et al. S1-Leitlinie Intermittierende Pneu­matische Kompression (IPK, AIK). AWMF Leitlinien-Registernummer 037-007. www.awmf.org/leitlinien/detail/II/037-007.html, 2018.
    [2] Zaleska M, Olszewski WL et al. Pressures and Timing of Intermittent Pneumatic Compression Devices for Efficient Tissue Fluid and Lymph Flow in Limbs with Lymphedema. Lymphatic Research and Biology 2014; 11(4). doi.org/10.1089/ lrb.2013.0016.
    [3] M.Jünger, W. Konschake, et al. “Optimisation of intermittent pneumatic compression in patients with lymphoedema of the legs”, 12/2022 European Journal of Dermatology. Doi: 10.1684/ejd.2022.4382
    [4] R.G. Larson, The Structure and Rheology of Complex Fluids, (Oxford University Press, Oxford, 1999)
    [5] Morand M. Therapie mittels IPK plus definierte Polsterungen (IPK+) bei posttraumatischen bzw. postoperativen Ödemen unter Berücksichtigung der biochemischen und biophysikalischen Eigenschaften. Orthopädie Technik, 2023; 74 (11): 48–54


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